Die eigene, neue Realität erzählbar zu machen, braucht ein liebevolles Umfeld und Zeit.
Es gibt Momente im Leben, die können wir nicht sofort mit anderen teilen, da wir die Auswirkungen des Teilens selber noch nicht halten können. Es gibt Ereignisse, die können erst dann geteilt werden, wenn ein bisschen Zeit vergangen ist. Wenn wir das Neue integriert haben. Wenn wir das Neue versuchen anzunehmen. Wenn der Verlust einen nicht sofort überschwemmt mit der Trauer, die unangekündigt von einer Sekunde auf die andere einen in Beschlag nehmen kann. Dann erst können wir es vorsichtig mit anderen teilen und können die eigene Erfahrung als Trost für andere anbieten, die etwas ähnliches erleben oder erlebt haben. Können uns selber dadurch trösten, dass wir die eigene Trauer sichtbar machen. Dann können wir ganz vielleicht die eigene Trauer teilen, um selber nicht zu vereinsamen in der eigenen Betroffenheit.
Es gibt Dinge im Leben, die wir nie verstehen werden und auch nicht müssen. Es gibt harte Schicksalsschläge und Einschnitte im Leben, die wir unbedingt nicht verstehen müssen. Und es gibt Dinge, die wir nicht gewollte haben, nicht initiiert haben und wir, die daran hängende Lernerfahrung für unser Leben auch nicht gebraucht hätten, geschweige denn gewollt haben. Es gibt Dinge, die einige von uns durchleben, die so schwer zu nehmen sind, dass die Frage nach der Kausalität einfach nicht funktioniert. Sie funktioniert nicht. Und allein der Versuch, da irgendetwas verstehen zu wollen, verstärkt nur die Brutalität, mit der manche von uns sich beschäftigen müssen, und zwar nur deshalb, weil sie keine andere Wahl haben.
Ich denke so oft darüber nach, warum das Leben so läuft, wie es läuft und was es für jeden von uns auch bedeutet, dieses eine Leben zu leben. Und ich stelle mir wieder und wieder die Frage, wie eigentlich Herausforderungen, die das Leben so mit sich bringen kann, verteilt werden. Gibt es Gerechtigkeit? Gibt es Kausalitäten, die dazu führen, dass einen das Leben sehr hart erwischen kann? Ich hoffe doch nicht. Ich will diesen Gedanken auch nicht denken, denn wenn es so wäre, würde es die Menschen noch mehr treffen, die eh so hart damit beschäftigt sind, ihre Themen und Herausforderungen mit voller Kraft zu tragen und zum Teil auch zu überleben.
Das, was sich ganz deutlich zeigt in solchen Zeiten, ist, wie wertvoll Beziehungen sind und wie wichtig es ist, zu lieben und geliebt zu werden.