Maria Neophytou

Maria Neophytou

Maria Neophytou ist Systemische Familien- und Paartherapeutin, Coach und Autorin.

Trost


Trost für etwas Untröstliches

Irgendwann erkennen wir im Leben, dass nicht alle Möglichkeiten zu Wirklichkeiten werden. Dass es für bestimmte Entscheidungen bestimmte Zeiten in unserem Leben gibt und dass wir uns irgendwann von einzelnen Ideen und Visionen verabschieden müssen. Geschichten, die wir gerne von uns erzählt hätten. Wir müssen Abschied nehmen von diversen Vorstellungen und Erwartungen an und über uns selbst. All diese Prozesse brauchen einen liebevollen Umgang und auch ein einfühlsames Verständnis – Trost, den wir uns selbst geben sollten, aber auch von unserem Umfeld manchmal brauchen, als Bestätigung dafür, dass wir nicht immer alles in der Hand haben.
Den meisten Trost braucht es jedoch, wenn eine Wirklichkeit endgültig feststeht. Wenn sich eine Wirklichkeit auftut, die untröstlich ist. Eine Situation, für die kein Trost der Welt ausreicht. Wenn es nur noch darum geht, das nicht mehr Widerrufbare anzunehmen.
Trauer ist ein Zustand, der uns herausfordert, unsere innersten Gefühle zu betrachten. Sie zwingt uns, zu verweilen, auch wenn wir am liebsten weglaufen würden. Der Schmerz des Verlustes ist real und greifbar, und doch bleibt er oft unbeschreiblich. Worte reichen nicht aus, um das Gefühl zu erfassen, das entsteht, wenn etwas unwiederbringlich verloren geht. Sei es der Verlust eines geliebten Menschen, einer Lebensphase, einer Vision oder eines Traums – Trauer zeigt uns die Endlichkeit des Lebens und die Zerbrechlichkeit unserer Hoffnungen.
Doch Trauer ist nicht nur Schmerz. Sie ist auch eine Brücke – eine Verbindung zwischen dem, was war, und dem, was sein wird. Sie lehrt uns, innezuhalten, uns zu erinnern und zu würdigen. Durch die Trauer können wir erkennen, wie bedeutsam das Verlorene war und wie tief es uns geprägt hat. Sie ist eine Form der Liebe, die weiterlebt, auch wenn der Ursprung dieser Liebe nicht mehr greifbar ist.
Es gibt keine universelle Anleitung für den Umgang mit Trauer, denn sie ist so individuell wie wir selbst. Was uns tröstet, kann für jemand anderen bedeutungslos sein. Doch es gibt einige Dinge, die oft helfen: Zeit, Raum, und das Gefühl, verstanden zu werden. Trost muss nicht in Worten liegen – er kann in einem stillen Dasein, einer Umarmung oder einer Geste des Mitgefühls liegen. Es geht darum, zu zeigen: Du bist nicht allein. Dein Schmerz ist real, und er hat Platz.
Manchmal ist es der größte Trost, einfach zu akzeptieren, dass es keine schnellen Lösungen gibt. Trauer darf da sein, sie darf Raum einnehmen und sie darf uns überfordern. Es ist ein Prozess, der nicht geradlinig verläuft. Es gibt Tage, an denen wir uns stark fühlen, und andere, an denen uns die Wellen der Trauer zu verschlingen scheinen. Beide Zustände sind normal, beide verdienen Mitgefühl.
Am Ende bleibt die Erkenntnis, dass Trauer uns etwas über uns selbst lehrt. Sie zeigt uns, wie tief wir lieben und wie kostbar die Momente sind, die wir haben. Sie erinnert uns daran, dass es in Ordnung ist, verletzlich zu sein, und dass in dieser Verletzlichkeit eine besondere Kraft liegt – die Kraft, weiterzugehen, auch wenn der Weg schwer ist. Trost für das Untröstliche bedeutet nicht, den Schmerz zu verneinen, sondern ihn zu umarmen und in ihm eine neue Art von Sinn zu finden.

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